Themen
SZENEN

„Ich mache mein Seepferdchen“ – oder – Die Schlange im Wasser

Noah ist sechs Jahre alt und wird im Sommer eingeschult. Im Sommerurlaub hat er mit Oma und Opa im Mittelmeer Schwimmen gelernt und ist sehr stolz darauf.
Nun steht er vor einer ungeahnten Herausforderung.

Noah soll sein Seepferdchen-Abzeichen machen, um für einen Wandertag mit dem Kindergarten einen Nachweis zu haben und dort mitschwimmen zu dürfen.

Er freut sich bereits auf den den ersten Schwimmkurs am Dienstag und seine Mutter bringt ihn zur verabredeten Zeit zum Bademeister, bei dem er den Schwimmkurs machen soll. Sie selbst geht in der Zwischenzeit im Nachbarbecken einige Bahnen schwimmen.

Es dauert nicht lange, da kommt der Bademeister mit einem weinenden Noah an der Hand zu ihr. Auf alle Nachfragen, was los ist, will Noah nicht antworten und selbst gutes Zureden hilft nicht:

Noah geht nicht wieder ins große Becken zurück.

Mit der Mutter zusammen wagt er sich schließlich zurück ins Nichtschwimmerbecken, klammert sich aber auch dort zunächst an ihrer Hand fest.

Dort verliert er nach und nach seine Scheu und zeigt seiner Mutter und dem erstaunten Bademeister stolz, wie gut er schon schwimmen kann, indem er dort ein paar Runden schwimmt.

Sobald er wieder ins große Becken gehen soll, streubt er sich jedoch und will nicht mitgehen. So bricht die Mutter schließlich ratlos alle Versuche ab und nimmt Noah wieder mit nach Hause.

Beim Abendessen fragt der Vater Noah nach seinem Schwimmkurs und ist ganz überrascht über den abgebrochenen Versuch. Auch auf seine Nachfragen will Noah nicht antworten, was genau los war und seine beiden großen Brüder lachen Noah aus: „Ach der Kleine traut sich nicht ins große Becken!“

„Ich gehe da nicht mehr hin!“, sagt Noah und fängt an zu weinen.

Die Eltern unterbinden das Gerede der großen Brüder.

Abends am Bett redet der Vater ihm gut zu und erklärt ihm noch einmal, wofür es wichtig ist, das Seepferdchen zu machen. Noah lässt sich überreden, es noch einmal zu versuchen und sie verabreden mit der Mutter, am nächsten Dienstag ein bisschen früher ins Schwimmbad zu gehen, damit sie zusammen im Nichtschwimmerbecken schon ein bisschen planschen können.

Der zweite Anlauf

Noah genießt das Schwimmen mit der Mutter im warmen Wasser des Nichtschwimmerbeckens, doch als der Schwimmkurs losgeht und die Mutter ihn zum großen Becken bringen will, weigert sich Noah bereits in die Nähe des großen Beckens zu gehen.

Nichts zu machen.

Zuhause lässt die Mutter das Thema erst einmal ruhen, aber am Abend bittet sie ihren Mann, mit Noah eine GAMiKi Auszeit zu nehmen.

GAMiKi kennen die Eltern schon länger und haben bereits ein paar Situationen für sich und mit den Kindern damit klären können.

Die GAMiKi Auszeit

Noah ist erst nicht so begeistert davon, aber die “Männerauszeiten” mit Papa waren immer ganz schön und so lässt er sich darauf ein. Dabei achtet er besonders auf das Türschild, damit sie auch wirklich keiner stört – besonders seine Brüder nicht.

Es dauert gar nicht lange, da fängt Noah in diesem geschützten Rahmen an, alles auf das Brett zu stellen, was für ihn zu dieser Situation dazu gehört:

  • Sein Schwimmen lernen

  • Oma und Opa

  • den Kindergarten und den Ausflug

  • das Seepferdchen

  • und den Bademeister.

Es sieht alles ganz harmonisch aus und der Vater wundert sich, wo nun das Problem ist. Er merkt aber auch, dass es in Noah noch arbeitet und er muss sich sehr an dem Zuhörerstein in seiner Hand festhalten, um Noah genug Zeit zu geben, damit er von selbst zeigen kann, was ihm noch wichtig ist.

Noah schaut einige Zeit auf das Erkenntnisfeld mit den Figuren.

Auf einmal springt er auf: „Ich muss mal eben etwas holen!“, und rennt aus dem Zimmer.

Kurz darauf kommt er mit einem dicken Wollfaden wieder und stellt diesen mit der großen schwarzen Figur zusammen auf das Brett.

„Das ist die Schlange im großen Becken, die sich am Boden schlängelt!“,

sagt Noah auf die Nachfrage des Vaters, was das sei, und fängt an zu weinen.
Der Vater nimmt Noah auf den Schoß.

Nun erzählt Noah schluchzend von seiner Angst, dass die Schlange ihn beißt, weil er vielleicht noch nicht gut genug schwimmen kann.

Nach und nach versteht der Vater dann, dass Noah die schwarzen Linien meint, die auf dem Boden des Schwimmerbeckens zur Bahnenmarkierung aufgemalt sind. Diese scheinen sich durch die Wasserbewegung an der Oberfläche zu „bewegen“ und sehen tatsächlich wie große schwarze Schlangen aus.

Noah hat sich so schrecklich gefürchtet, aber auch nicht getraut hat, etwas zu sagen, da er sich vor seinen großen Brüdern geschämt hat und nicht von ihnen verspottet werden wollte.

Nun ist es raus und der Vater kann Noah erklären, was es mit den „Schlangen“ auf sich hat. Dazu schauen sie sich zusammen im Internet einige Bilder von leeren und vollen Schwimmbädern an, auf denen solche Linien zu sehen sind.


So hat Noah dank des Wissen und der Gewissheit, dass es keine Schlangen sind, seine Angst verloren.

Weitere Artikel